Lebensqualität.Medizin.Ethik
Fragen und Perspektiven aus Klinik, Pflege, Forschung und Gesundheitsökonomie
Münster, 24.-26. September 2020
ausgerichtet vom Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin sowie dem Centrum für Bioethik, beide WWU Münster
Tagungsverantwortliche: Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert und Priv.-Doz. Dr. Johann S. Ach
Call for Abstracts
Vorträge — Poster — Workshops — Präkonferenz-Workshops
Das Konzept der Lebensqualität (LQ) hat seit der Mitte der 1970er Jahre Eingang in die Medizin und Pflege gefunden. Damals wie heute soll das Kriterium der (gesundheitsbezogenen) Lebensqualität die Bewertung medizinischer und pflegerischer Interventionen auf eine angemessen breite Basis stellen: Am subjektiven Erleben und Bewerten von Patient*innen orientierte Bewertungskriterien sollen objektive Funktionsparameter bei medizinischen/pflegerischen Entscheidungen ergänzen oder sogar ersetzen. Dabei stellen sich viele Fragen zu den physischen, psychischen und sozialen Dimensionen von Lebensqualität, zu deren Gewichtung und Operationalisierung.
Lebensqualitätserwägungen werden in der Medizin und Pflege in unterschiedlichen Kontexten und zu verschiedenen Zwecken angestellt. In der Versorgung von Patient*innen wird das LQ-Konzept für klinische Prognosen und individuelle Entscheidungen über Therapie und Pflege genutzt.
Auch in der klinischen Forschung wird die Lebensqualität neben Parametern wie Morbidität und Mortalität häufig als ein (weiterer) Outcome-Parameter herangezogen – mit dem Ziel, die subjektive Befindlichkeit der Patient*innen angemessen zu berücksichtigen. Angestrebt wird dabei auch die Implementierung der Ergebnisse in Behandlungsempfehlungen und Leitlinien.
Im Zusammenhang gesundheitsökonomischer Analysen spielt das LQ-Konzept eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Nutzens medizinischer Maßnahmen. Diese ist nicht zuletzt unabdingbar für Kosten-Nutzen-Analysen. Die Schwierigkeiten, hierfür die 'richtigen' Zielgrößen auszuwählen und miteinander zu verrechnen, um medizinische Maßnahmen zu vergleichen, zeigen sich exemplarisch in den internationalen Debatten um den Parameter qualitätsadjustierter Lebensjahre (QALYs).
Auch in der epidemiologischen Forschung, in der Versorgungsforschung und generell in der Public Health wird das LQ-Konzept seit einigen Jahren genutzt.
Idee und Praxis der Messung von LQ setzen in mehrfacher Hinsicht Wertentscheidungen voraus: Nicht nur die Auswahl der zu berücksichtigenden Dimensionen hängt von inhaltlichen Wertungen ab; auch die Messmethoden, das Gewicht, mit dem die verschiedenen Gesichtspunkte in den jeweiligen Instrumenten berücksichtigt werden, und die Bestimmung von Skalenendpunkten implizieren Wertentscheidungen. Die zugrundliegenden normativen Entscheidungen sollten sowohl bei der Entwicklung von LQ-Konzepten als auch bei deren Anwendung transparent gemacht werden.
In ethischer Hinsicht spricht für die Lebensqualität als Bewertungskriterium nicht zuletzt, dass sie das subjektive Erleben und Bewerten von Patient*innen einbezieht und insofern für die Berücksichtigung des Wohlergehens-Prinzips relevant ist.
Die Jahrestagung 2020 wird sich sowohl in Plenumsbeiträgen als auch Sektionsvorträgen u.a. folgenden Fragen widmen:
Eine ausführliche Fassung des Calls sowie Hinweise zur Einreichung von Abstracts finden sie hier.
Die Deadline für alle Bewerbungen ist der 31.01.2020.